Unabhängig von Öl und Gas
Warum wir raus müssen aus der Importabhängigkeit und wie Handwerk und Technik dazu beitragen können.
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Erdöl und Erdgas decken immer noch rund 60 Prozent des deutschen Energieverbrauchs. Das macht die deutsche Energieversorgung verwundbar – gegenüber geopolitischen Krisen, Lieferengpässen und Preissprüngen. Die Lösung liegt auf der Hand: mehr Erneuerbare, mehr dezentrale Energie, mehr technischer Fortschritt. Und genau dafür bietet die gedatec eine unverzichtbare Bühne: Hier treffen SHK-, E- und Dachdeckerhandwerk zusammen, um gemeinsam die Energiewende handwerklich voranzubringen.
Deutschland importiert nach wie vor große Mengen Öl und Gas, häufig aus Regionen, die politisch instabil sind oder geopolitisch unter Druck stehen. In Krisenzeiten kann das schnell zu Lieferstopps oder extremer Preisvolatilität führen. Allein 2024 hat Deutschland rund 65 Milliarden Euro für Öl- und Gasimporte ausgegeben.
Auf europäischer Ebene ist das Ziel klar formuliert: Im Rahmen von REPowerEU fordert die EU-Kommission eine strategische Abkehr von fossilen Importabhängigkeiten. Die EU-Länder müssen der Kommission bis zum 1. März 2026 nationale Diversifizierungspläne mit detaillierten Maßnahmen und Etappenzielen für die Beseitigung direkter und indirekter Gas- und Ölimporte aus Russland vorlegen. Parallel dazu treibt die EU die Energiewende und die Diversifizierung der Energieversorgung weiter voran, um Versorgungssicherheit und Marktstabilität zu gewährleisten.

© Wolfgang Weiser
Die Baustellen der Energiewende
Die Transformation des Energiesektors ist jedoch ein Kraftakt: Eine Studie der Strategieberatung Oliver Wyman beziffert den notwendigen Investitionsrahmen, um Deutschland langfristig von Öl- und Gasimporten im Wärme- und Mobilitätssektor unabhängig zu machen, auf rund 900 Milliarden Euro bis etwa 2037. Davon entfallen rund 650 Mrd € auf den Ausbau der Erzeugungskapazitäten und Speicher, weitere 210 bis 270 Milliarden Euro müssten in die Netze fließen.
Die Herausforderung für den Energiesektor steige, so die Studie, weil sich Heizen und Mobilität mit immer mehr Wärmepumpen und E-Autos zunehmend in das Stromnetz verlagere. Der Oliver Wyman-Analyse liegt der von der Bundesnetzagentur genehmigte Szenariorahmen für den „Netzentwicklungsplan Strom“ zugrunde, wonach im Jahr 2037 etwa 14 Millionen strombetriebene Wärmepumpen Gebäude beheizen und zudem circa 32 Millionen E-Autos auf deutschen Straßen unterwegs sind. Das Stromnetz wiederum wird zunehmend aus volatilen Quellen wie Wind und Solar gespeist. Um Instabilitäten im Netz zu vermeiden, brauche es daher Speichersysteme und intelligentes Lastmanagement. Darüber hinaus müssten insbesondere die Verteilnetze ertüchtigt und ausgebaut werden, um dezentrale Erzeugung aufzunehmen.
Technik, System und Zusammenarbeit – der Weg zur echten Unabhängigkeit
Unabhängig von Öl und Gas werden, die Energiewende meistern – das geht nur gemeinsam. Gerade hier ist das Handwerk unverzichtbar. Der Dachdecker, der PV-Module montiert. Der Elektriker, der die Anlage an Speicher und Netz bindet.

Der SHK-Fachbetrieb, der die alte Gasheizung durch eine Wärmepumpe ersetzt. Erst wenn diese Gewerke zusammenspielen, entstehen effiziente, zukunftsfähige Lösungen: Ein Haus, das tagsüber Solarstrom produziert, diesen im Batteriespeicher sichert und abends die Heizung oder das E-Auto versorgt. Nur wenn alle Komponenten technisch sauber miteinander verbunden sind, entsteht ein effizientes, wirtschaftliches Gesamtsystem, das Kunden echte Unabhängigkeit von Öl und Gas ermöglicht.
Die gedatec als Bühne für Wandel
Gerade in diesem Spannungsfeld aus Technik, Netz und Kooperation ist die gedatec von zentraler Bedeutung. Im Rahmen von Vorträgen, Workshops und Foren diskutieren Expertinnen und Experten über Themen wie Netzintegration, Fördermechanismen, intelligente Steuerungssysteme oder gesetzliche Rahmenbedingungen. Das gibt Handwerksbetrieben wertvolle Impulse – und zeigt Wege auf, wie sie ihre Kompetenzen erweitern und ihre Geschäftsmodelle anpassen können. Besonders wichtig: Der Austausch zwischen Gewerken. Dachhandwerker sprechen mit Elektroingenieuren, SHK-Fachleuten beraten zu Speicherlösungen – so entstehen ganzheitliche Ansätze, die weit über Insellösungen hinausgehen.
